Antisemitismus bei Proust - Vom Antijudaismus zum Antisemitismus. Die Geschichte der Bilder gegen Juden“

Wann
Mittwoch, 11. Dezember 2024
19:30 bis 21 Uhr

Wo
Astoriasaal (Katzgasse 7)

Veranstaltet von
Prof. Dr. Gabriela Signori in Zusammenarbeit mit der VHS Konstanz

Vortragende Person/Vortragende Personen:
Prof. Dr. Ulrike Sprenger

Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Ringvorlesung "Vom Antijudaismus zum Antisemitismus"“.

Hannah Arendt bescheinigte Marcel Proust, er sei „Zeuge und Ankläger“ des zu Beginn des 20 Jahrhunderts sich in der bürgerlichen Gesellschaft von Paris etablierenden Antisemitismus. Edmund de Waal fühlte sich durch Proust dazu ermutigt, in seinem 2010 erschienenen, aufsehenerregenden Roman Der Hase mit den Bernsteinaugen am Beispiel seiner eigenen Familiengeschichte der Vertreibung der Juden aus der tonangebenden Gesellschaft europäischer Metropolen nachzuspüren. Jüngere Forschung hat Proust aber auch vorgeworfen, er verleugne in seinem weltberühmten Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit seine eigene jüdische Identität und stelle den zeitgenössischen Antisemitismus kritiklos dar, ja übernehme ihn gar. Andere wiederum heben hervor, wie Juden schon zeitgenössisch ihre soziale Situation von Proust präzise wiedergegeben fanden.

Mein Vortrag will an Beispielen und Motiven verfolgen, auf welche Weise antisemitische Stimmen in Prousts Text zu Wort kommen, insbesondere aber, wie Proust jene politische Spaltung der französischen Gesellschaft nachzeichnet, die den Antisemitismus am Beginn des 20. Jahrhunderts reaktiviert und zu einem Werkzeug opportunistischer Ausgrenzung und Verfolgung macht.