Jüdische Lebensbedingungen unter christlicher und muslimischer Herrschaft im Mittelalter. Eine Diskussion der Cohen-These

Wann
Mittwoch, 6. November 2024
19:30 bis 21 Uhr

Wo
Astoriasaal (Katzgasse 7)

Veranstaltet von
Prof. Dr. Gabriela Signori in Zusammenarbeit mit der VHS Konstanz

Vortragende Person/Vortragende Personen:
Prof. Dr. Daniel G. König

Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Ringvorlesung "Vom Antijudaismus zum Antisemitismus"“.

In den theologischen Systemen von Christentum und Islam gibt es klare antijüdische Tendenzen: Beide betrachteten sich als „Korrekturen“ des Judentums, gingen aber noch einen Schritt weiter. Christen machten Juden gar für den Tod Christi verantwortlich und unterstellten ihnen auch noch im Mittelalter aggressives Handeln gegen Christen. Muslime wiederum begründeten antijüdische Aussagen mit Verweis auf jüdischen Widerstand gegen den Propheten und jüdische Kritik am Islam. Natürlich gab es unter christlicher und muslimischer Herrschaft auch Formen des friedlichen und fruchtbaren Zusammenleben zwischen jüdischer Minderheit und christlicher bzw. muslimischer Mehrheitsgesellschaft. Dennoch lässt sich feststellen, dass die Aggressivität gegen Juden gerade im christlichen Bereich im Laufe des Hoch- und Spätmittelalters stark zunahm. Juden wurden in zahlreichen Pogromen ermordet, in ihren beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten zunehmend eingeschränkt und vielerorts temporär und teilweise endgültig vertrieben. Unter muslimischer Herrschaft dagegen konnten sich jüdische Gemeinden trotz einiger antijüdischer Maßnahmen besser entfalten und waren als integraler Bestandteil muslimisch beherrschter Gesellschaften anerkannt. In seinem viel beachteten Buch „Unter Kreuz und Halbmond. Juden im Mittelalter“ versuchte Mark R. Cohen, diesen Umstand zu erklären. Der Vortrag widmet sich der Darstellung, Erklärung und Kritik seiner These und bestätigt sie in ihrer Gesamtargumentation.