Studieren wie Harry Potter
Mein Auslandssemester im Ursprungsland der Hexerei und Zauberei (von Stefanie Schmutz)
Vom Wutschen und Wedeln keine Ahnung ging es für mich Ende September für ein Auslandssemester in das Ursprungsland der zauberhaften Harry Potter Welt. Kaum gelandet stieg ich auch schon in eine moderne Version des Hogwarts Express in Richtung Durham, wo mich am Bahnhof aber leider kein liebenswerter Halbriese erwartete. Bei der Eröffnungszeremonie für die neuen Studierenden in der prächtigen Durham Cathedral, Weltkulturerbe und wohlgemerkt Drehort vieler Harry Potter Szenen in den Gängen und im Hinterhof, kam auch ich in den Genuss in schwarzer Robe – genannt gown – dem Rektor am goldenen Eulenpult zu lauschen als stände Albus Dumbledore höchstpersönlich vor uns. Anschließend wiesen uns Vertrauensstudierende der einzelnen Colleges wie Percy Weasley für die Gryffindors den richtigen Weg ganz nach dem Motto „Nicht bummeln!“.
Direkt neben der Kathedrale steht das alte Durham Castle, das das erste University College beherbergt. Idyllisch auf einer Anhöhe zwischen hügeligem Grün gelegen, zu dessen Füßen sich die Stadt Durham vergleichbar mit dem Zaubererdorf Hogsmeade ausbreitet, lassen die beiden Gebäude die Universität als eine Art Muggelversion von Hogwarts erscheinen.
Die Durham University ist neben Oxford und Cambridge die drittälteste Universität Englands und unterhält ebenfalls die Collegestruktur. Colleges, oft benannt nach dem jeweiligen Gründer, bilden das Pendant zu den Häusern in Hogwarts aus der Harry-Potter-Welt. Sie beherbergen also die ihnen zugeteilten Studierenden, sind Zentrum des sozialen Lebens und daher auch mit Gemeinschaftsräumen ausgestattet, die aussehen als wären sie den Harry-Potter-Filmen entsprungen. Jedes College hat wie in Hogwarts eigene Farben und Wappen. Einige der traditionsreicheren Colleges veranstalten sogenannte Formal Dinners. Das University College beispielsweise hält die Dinner im altertümlichen Schlosssaal ähnlich dem großen Speisesaal in Harry Potter ab, der gesäumt ist von Gemälden einflussreicher Personen, langen hölzernen Tafeln und einem Podest, auf dem der High Table thront. Auch hier gehört zum Dresscode der schwarze gown, während man eigentlich nur noch auf eine wacklige Posteule wartet, die dem Rotschopf neben einem einen Heuler oder dem gegenüber mit der runden Brille den neuen Nimbus abwirft.
Apropos Besen… Mittwoch und Samstag war Quidditch Training angesagt. Ohne Zauberkräfte bedeutet das zwar deutlich mehr Laufstrecke, und weder Klatscher noch der goldene Schnatz fliegen von selbst, was der Dynamik und Extremität der Spiels aber nichts abtut. Während man krampfhaft versucht, nicht vom „Besen“ zu fliegen, den Klatschern auszuweichen und dabei noch den Quaffle durch einen der drei Ringe zu bekommen, kommt kurz vor Schluss der Schnatz ins Spiel – ein Tennisball eingewickelt in einen Netzstrumpf, den sich der Schnatzrenner hinten in die Hose steckt und loszischt – und das bei Wind und Wetter draußen. Angst? Wie bei Potter völlig berechtigt, aber notfalls verwandelt Professor Lockhart den gebrochenen Knochen bestimmt in Gummi.
(Stefanie Schmutz)